«Man trifft backstage immer Leute, mit denen man nicht rechnet»
Herr Dürr, wie war das Konzert von Suzi Quatro aus Sicht des Veranstalters?
Eigentlich sehr unspektakulär – zum Glück! Man merkt, dass hier Profis am Werk waren, die Stimmung war ruhig und gelöst, positiv. Es lief alles reibungslos, das ist meistens so. Es gibt aber auch das andere: Wenn unerfahrene, nervöse oder übermüdete Leute dabei sind, kann es zu schlechter oder hektischer Stimmung kommen. Auf einer intensiven Tournee gibt es das schonmal. Damit muss man umgehen können. Aber eben, bei Suzi Quatro war es wie erwartet äusserst angenehm und ruhig.
Warum haben Sie für dieses Konzert das Kongresshaus Zürich als Location gewählt?
Suzi Quatro ist mittlerweile über 70 Jahre alt und ihre Fans sind auch schon eher älter. Daher wollte sie – beziehungsweise ihr Agent – eine bestuhlte Halle in einem hochwertigen Setting. Es war schnell klar, dass das Kongresshaus Zürich der passende Veranstaltungsort ist.
Wann war das – wie lange ist die Vorlaufzeit bei einem solchen Konzert und was passiert in der Zwischenzeit?
Hier buchten wir etwa neun Monate vor dem effektiven Auftritt im Mai. Manchmal ist das auch schon eineinhalb Jahre vorher der Fall. Aber seit Corona verkürzt sich die Vorlaufzeit in der Tendenz eher. Sobald die Location gebucht ist, nehmen Promotion und Ticketverkauf ihren Lauf. Ungefähr ein halbes Jahr vor der Veranstaltung beginnt man mit der technischen Planung, je nachdem wird die Technik der Location oder die der Künstler genutzt.
Was passiert in den Tagen vor der Veranstaltung?
Gebucht wird die Location bei einem Konzert genau für einen einzigen Tag: Das heisst, an diesem Tag muss alles passieren und auf den Punkt organisiert sein. Meistens geht es um 8 Uhr los. Bei einem Konzert wie bei Suzi Quatro reisen über 100 Personen an – und das ist eine knapp mittelgrosse Veranstaltung. Bei diesen 100 Personen sind zum Beispiel Aufbauhelfende, Einlasspersonal und die Entourage der Künstlerin mit dabei.
Und wohl auch Security-Leute und VIP-Betreuung?
Diese Themen behandeln wir absolut professionell, das heisst vertraulich. So viel kann ich sagen: Die Anforderungen fallen sehr individuell aus. Wir versuchen dem immer gerecht zu werden und die Wünsche zusammen mit dem Veranstaltungsort zu erfüllen.
Und kurz vor dem Auftritt?
Die Künstlerinnen und Künstler bei Suzi Quatro haben in Ruhe und lockerer Stimmung noch etwas gegessen – die Gastronomie kommt meistens vom Veranstaltungsort, also hier vom Kongresshaus Zürich. Sie machen das sehr professionell. Es ist bei solch erfahrenen Leuten auf und hinter der Bühne auch kurz bevor es losgeht ruhig und entspannt.
Waren Sie selber am Konzert dabei und auch backstage?
Ja, aber nur während einem Teil des Konzerts, weil mehrere Konzerte an diesem Abend stattfanden, an denen ich anwesend sein wollte. Hinter der Bühne trifft man oft bekannte Gesichter: Musikerinnen und Musiker oder Freunde und Bekannte des Künstlers, der Künstlerin. Vor allem bei einem solchen Konzert: Denn Suzi Quatro hat ein grosses Netzwerk und viele Musikerinnen und Musiker lassen sich irgendwann in der Schweiz nieder und kommen dann an die Konzerte. Man trifft aber auch immer jemanden, mit dem man nicht gerechnet hat: Dieses Mal war es Suzi Quatros Mann, ein Freund von mir. Es war toll, ihn zu sehen. Ich konnte aber nicht lange reden, da ich weiter musste. Es gibt aber auch das Umgekehrte: Man trifft Leute hinter der Bühne, die dann gute Freunde werden.
Was passiert sonst während des Konzerts?
Eigentlich nicht so viel: Man hört natürlich zu und unterhält sich. Auch die ersten Aufräumarbeiten fangen meistens bereits wieder an. Denn kaum ist der Vorhang gefallen, muss es schnell gehen: Alles muss abgebaut werden, nichts darf vergessen gehen. Am nächsten Tag ist man schliesslich schon am nächsten Ort. Das fordert noch einmal volle Konzentration, vor allem vom Produktionsleiter. Ich selber bin mental und manchmal auch physisch schon am nächsten Veranstaltungsort, während das Publikum noch Beifall gibt. Wenn der Vorhang fällt, dann ist es für uns also noch lange nicht fertig.
Sie kennen Suzi Quatro und das Kongresshaus ja beide bestens.
Genau, ich arbeite schon seit 25 Jahren mit Suzi Quatro zusammen – damals für Oldie Partys in ganz grossen Hallen, jetzt als Einzelkünstlerin und in etwas kleinerem Rahmen. Und mit dem Kongresshaus arbeiten wir natürlich auch schon viele Jahre vor allem für regelmässige Veranstaltungen zusammen, wie zum Beispiel Max Raabe oder Schwanensee. Als Bub habe ich im Kongresshaus schon in den Sommerferien Kulissen geschoben für das Evita-Musical.
Was schätzen Sie am Kongresshaus Zürich besonders?
Die Veranstaltungen im Kongresshaus Zürich sind hochwertiger als anderswo – so wie auch die Architektur, das Haus, das Ambiente. Das Kongresshaus ist die «Grand Dame» unter den Veranstaltungshallen: Die Lage mitten in Zürich direkt am See, die Historie mit all den legendären Konzerten und Bällen ist einfach ein Asset. Es hat eine besondere Ausstrahlung. Wir würden sehr gerne mehr Veranstaltungen im Kongresshaus buchen.
Thomas Dürr ist CEO der Veranstaltungsagentur act entertainment AG und organisiert aktuelle Produktionen aus dem Bereich Entertainment, darunter auch eigene. Mit über 200 Veranstaltungen pro Jahr ist act entertainment eine der grössten Veranstalterinnen in der Schweiz.